27/I/2017 Durchführung einer Informationskampagne Abbau von Vorurteilen gegenüber psychisch erkrankten Menschen

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Status:
Annahme

Die SPD-geführte Landesregierung wird aufgefordert, durch die Durchführung einer Informationskampagne zum Abbau von Vorurteilen gegenüber psychisch erkrankten Menschen beizutragen. Dies kann durch eine gesonderte Website zum Thema, durch das Herausgeben eines Informationsheftes und durch deren Bewerbung mithilfe gezielter Öffentlichkeitsarbeit erfolgen. Besonderes Augenmerk sollte hierbei auf folgenden Themenbereichen liegen:

  • Was genau ist eine psychische Störung? Welche Krankheitsbilder kommen in Deutschland besonders häufig vor? Was ist bspw. eine Psychose, was ist eine Angsterkrankung, ab wann spricht man von einer Depression? Etc.
  • Warum erkranken Menschen an psychischen Störungen? Wen kann es treffen? (Hier geht es darum zu zeigen, dass es absolut und ausnahmslos jeden treffen kann und dass eine solche Erkrankung nicht aus eigener Schuld oder Unwissenheit entsteht.)
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten werden angewendet? Überblick über ambulante und stationäre Psychotherapie, Psychopharmaka, Selbsthilfegruppen, psychologische Beratungsstellen etc.
  • Wie sieht die moderne Psychiatrie in Deutschland aus und wie erfolgt hier die Behandlung?
  • Wie gestaltet sich der Alltag erkrankter Menschen, welche Probleme können hier auftreten und wie kann damit umgegangen werden?
  • Ein besonderes Augenmerk kann dabei auch auf psychisch erkrankte Kinder und deren besondere Herausforderungen gelegt werden.
  • Schließlich können besonders häufige Vorurteile konkret behandelt werden: Warum ist eben nicht jeder psychisch erkrankte Mensch automatisch eine Gefahr für seine Mitmenschen? Warum stimmt es nicht, dass psychisch Erkrankte keine verantwortungsvollen Berufe ausüben können? Was ist der Unterschied zwischen „eine schlechte Phase oder Probleme zu haben“ und unter einer psychischen Erkrankung zu leiden? Wie wirken Psychopharmaka und was sind die Vor- und Nachteile ihrer Nutzung?
Begründung:

Im Spiegel der Medien erscheinen psychische Erkrankungen häufig in Verbindung mit Straftaten wie beispielsweise im Falle des Germanwings-Fluges 9525. In der medialen Diskussion des Flugzeugabsturzes wurde sogar über Berufsverbote für an Depressionen erkrankte Menschen diskutiert. Es entstand das Bild, dass psychisch erkrankte Menschen keine Verantwortung tragen können, was nicht nur falsch und undifferenziert, sondern höchst diskriminierend ist. Darüber hinaus bleibt das Thema in der öffentlichen Meinungsbildung meist noch ein Tabu. Hierdurch kann nicht vermittelt werden, was genau psychische Erkrankungen sind und was sie bedeuten oder wie die moderne deutsche Psychiatrie arbeitet. Betroffene haben dadurch zumeist noch mit Vorurteilen zu kämpfen, die nicht nur ihre eigene Situation unnötig erschweren, sondern auch der Gesellschaft viele Chancen rauben. Wie körperliche Erkrankungen sind auch die psychischen so vielfältig und allein dieselbe Diagnose bedeutet nicht ein exakt gleiches Krankheitsbild. So wie sich jeder das Bein brechen kann, kann auch jeder von einer psychischen Störung betroffen werden. Es sollte unsere gesellschaftliche Aufgabe sein, Betroffene nicht zu stigmatisieren, sondern mit Offenheit und Differenzierung zu betrachten. Auch und gerade psychisch Erkrankte leisten wertvolle Beiträge in unserem Land – in ihren Berufen, als Freund und Familienmitglied, wie auch als Menschen, die manchmal mit besonderer Aufmerksamkeit für stigmatisierendes Denken wertvolle Impulse für die öffentliche Meinungsbildung geben können.

Durch Information und das Anregen der offenen Diskussion über psychische Erkrankungen helfen wir nicht nur den Betroffenen und ihren Angehörigen, sondern erlauben es der gesamten Gesellschaft, von der Vielfalt der Ansichten und Lebenserfahrungen ihrer Mitglieder zu profitieren. Das Ziel auch der Landesregierung sollte es sein, dass es eines Tages genauso in Ordnung ist zu sagen “ich habe eine stationäre Psychotherapie gemacht”, wie es in Ordnung ist zu sagen “ich habe mir das Bein gebrochen

Empfehlung der Antragskommission:
Annahme

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