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Die SPD Brandenburg gründet eine Historische Kommission. Ihre Hauptaufgaben sind die Dokumentation und Reflexion der Geschichte und Tradition der Sozialdemokratie in Brandenburg und ihrer politischen und demokratischen Aufbauarbeit seit der Wende. Als strategisch beratende Stimme verbindet die Historische Kommission Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Partei und ihrer Arbeit in allen Gliederungen und Regionen des Landes. Sie führt Expertinnen und Experten innerhalb und außerhalb der Partei in einem lebendigen Forum der Auseinandersetzung über historisch-politische, geschichtskulturelle und geschichtspolitische Fragen zusammen. Bei der Dokumentations- und Vermittlungsarbeit wird eine enge Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung angestrebt. Eine offene Arbeitsgruppe wird eine Konzeption und einen Arbeitsplan der Historischen Kommission vorlegen und dem Parteivorstand vorstellen.
Angesichts der umstrittenen Auflösung der Historischen Kommission der SPD auf Bundesebene scheint es umso erforderlicher zu sein, auf regionaler Ebene weiter an der Geschichte der Sozialdemokratie zu arbeiten und daraus erkenntnisgeleitete Strategien für eine erfolgreiche Arbeit in Gegenwart und Zukunft zu gewinnen. Das Wissen um die eigene Vergangenheit bildet eine wichtige Basis für den Gestaltungs- und auch Erneuerungsanspruch der SPD. Ein (kritisches) Geschichtsbewusstsein sagt uns immer wieder, woher wir kommen und was wir sind, vermag uns aber auch zu erklären, was wir ggf. nicht mehr sind.
Geschichte entsteht aus der Deutung der Vergangenheit, dem Verständnis der Gegenwart und den daraus gewonnen Visionen für die Zukunft. In den aktuellen erinnerungspolitischen Kämpfen versuchen sogenannte Neue Rechte unter Zustimmung bis in die gesellschaftliche Mitte hinein nicht weniger als den demokratischen Konsens unserer Gesellschaft zu spalten. Angesichts der anstehenden politischen Herausforderungen und der immer tabuloseren „Lösungsvorschläge“ populistischer Parteien und Gruppierungen, sind die geschichtlichen Erfahrungen der Sozialdemokratie nicht nur für die Partei selbst von grundlegender Bedeutung, sondern für das demokratische System insgesamt.
Brandenburg ist neben Mecklenburg-Vorpommern das einzige Bundesland, das keine Sozialdemokratische Historische Kommission oder eine vergleichbare Arbeitsgruppe hat.
Der Überblick über die vorliegenden Publikationen zur Geschichte der Sozialdemokratie in Brandenburg zeigt, dass es so gut wie keine Orte gibt, in denen bisher systematisch an den Entwicklungen der SPD vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart gearbeitet worden ist. Ausnahmen bilden die Stadt Brandenburg, Luckenwalde und Strausberg. Hier liegen zumindest vereinzelte Studien zu einzelnen Personen und Ereignisse vor. Kaum etwas ist bekannt über die zeitweise in den hiesigen Industriestandorten dominante USPD. Die sozialdemokratischen Publikationsorgane (darunter das Potsdamer Volksblatt oder die Brandenburger Zeitung) sind bisher nicht ausgewertet worden, obwohl hier die wichtigsten Hinweise auf die Geschichte der Sozialdemokratie in Brandenburg vorliegen. Auch die Nachlässe von einflussreichen Personen der hiesigen SPD seit dem 19. Jahrhundert sind weitgehend unaufgearbeitet.